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Als Spitzenverband der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche sieht die SOMM - Society Of Music Merchants e. V. satzungsgemäß eine Ihrer zentralen Aufgaben darin, „eine zeitgemäße musikalische Fort- und Weiterbildung zu fördern und das Musizieren und die Musikkompetenz in der Gesellschaft zu stärken.“ Ein Schwerpunkt bildet dabei die Förderung musikalischer Bildung von Kindern und Jugendlichen besonders im schulischen Musikunterricht als dem wichtigsten Zugangstor zum aktiven Musizieren.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass aktives Musizieren die Kreativität und die allgemeine intellektuelle Entwicklung der Menschen fördert. Musizieren unterstützt diszipliniertes Arbeiten und stärkt die Persönlichkeitsentwicklung. Musik ist und bleibt elementare Ausdrucksform und Kompetenz des Menschen in allen Kulturen und Zeiten und gehört neben der Sprache, der Schrift und der bildenden Kunst zu den wichtigsten Kommunikationsformen. Musizieren prägt nachweislich soziales Verhalten, fördert die Intelligenz und ist zudem integratives Mittel. Und vor allem: Musizieren macht Spaß und bringt Freude!

Zum Thema Musikalische Bildung steht der Verband in ständigem Austausch mit Entscheidern in Politik, Bildung, institutionellen Gremien und der Wirtschaft und ist Initiator, Ausrichter, Veranstalter und Förderer einer Vielzahl von Projekten.

Thesen zur Zukunft einer starken Musikwirtschaft in Deutschland durch mehr Musikalische Bildung [Forum Musikwirtschaft]

Die Musikwirtschaft ist einer der kraftvollsten Wirtschaftszweige und Sektoren der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland und spielt eine entscheidende Rolle für Kreativität, Innovation und Wirtschaftswachstum. Die Musikwirtschaft in Deutschland generiert jährlich Gesamterlöse von knapp 15 Milliarden Euro und schafft zahlreiche Arbeitsplätze.

Dabei unterliegt die Musikwirtschaft sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Transformationsprozessen: Technologische Innovationen, neue Geschäftsmodelle, globale Vernetzung und gesellschaftliche Trends formen die Branche stetig neu. Voraussetzung für eine florierende Musikwirtschaft ist neben einer demokratischen Grundordnung auch und vor allem musikalische Bildung. Während ersteres die Freiheit und rechtlichen Rahmenbedingungen sichert, die für die kreative Entfaltung und wirtschaftliche Stabilität notwendig sind, sorgt letzteres – die musikalische Bildung – dafür, dass Talente entdeckt, gefördert und in die Lage versetzt werden, innovative Beiträge zur Musikkultur zu leisten.

Musikalische Bildung fördert wichtige demokratische Werte wie Teamarbeit, Kommunikation, gegenseitigen Respekt und kulturelle Vielfalt. Durch das gemeinsame Musizieren lernen Menschen, zuzuhören, zusammenzuarbeiten und unterschiedliche Perspektiven zu schätzen – Fähigkeiten, die in einer demokratischen Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. Gleichzeitig ist musikalische Bildung aber auch entscheidend für die Zukunft der Musikkultur und -wirtschaft in Deutschland. Sie ermöglicht es, gesellschaftliche Vielfalt in unseren Musikangeboten zu fördern und das Publikum von morgen zu gewinnen. Ohne diese Grundlage riskieren wir nicht nur den Verlust künftiger Fachkräfte und künstlerischen Nachwuchses, sondern auch das Interesse an unseren musikalischen Produkten und die Unterstützung durch kulturpolitische Entscheidungsträger*innen.

Angesichts anhaltender Debatten um den Abbau musikalischer Bildung fordert das Forum Musikwirtschaft politische Maßnahmen zur Stärkung des Stellenwerts der musikalischen Bildung als Grundpfeiler einer gut funktionierenden Musikwirtschaft.

Thesenpapier zum Erhalt und Ausbau von musikalischer Bildung und Musik

Musik ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und unserer Gesellschaft. Sie fördert nicht nur die Kreativität und persönliche Entwicklung, sondern trägt auch zur sozialen Kohäsion und interkulturellen Verständigung bei. Darüber hinaus stellt die Musikbranche einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar, der Arbeitsplätze schafft und zur wirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt.

These 1: Musikalische Bildung ist essenziell für die ganzheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

  • Begründung: Musikalische Bildung fördert kognitive Fähigkeiten, emotionale Intelligenz, soziale Kompetenzen und Kreativität. Sie trägt zur Verbesserung von Konzentration, Gedächtnis und Problemlösungsfähigkeiten bei. Eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Bildungsstudie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU); 2018) belegte erstmals, dass das Spielen eines Musikinstruments signifikant mit besseren schulischen Leistungen in Deutsch und Mathematik verbunden ist. Kinder, die musizieren, haben zudem ein höheres Selbstbewusstsein in sprachlichen Fähigkeiten.
  • Forderungen: Verstetigung eines verbindlichen Musikunterrichts in allen Schulformen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II inkl. Bereitstellung von Ressourcen und entsprechenden Mitteln für Musikprogramme an allgemeinbildenden Schulen. Bund, Länder und Kommunen müssen sich stärker für den Musikunterricht einsetzen anstatt das Unterrichtsfach aus dem Curriculum und zugunsten von MINT-Fächer zu streichen. Dazu ist es notwendig, eine Verbesserung der Ausbildung von Musiklehrer*innen zu schaffen und kontinuierliche Fort- sowie Weiterbildungsangebote anzubieten.

These 2: Der Zugang zu musikalischer Bildung muss für alle Kinder unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund gewährleistet sein.

  • Begründung: Musikalische Früherziehung und musikalische Bildung darf kein Privileg sein. Ungleicher Zugang zu Bildung verstärkt soziale Ungerechtigkeit und hindert Talente daran, ihr volles Potenzial zu entfalten. Eine in der Bildung fest verankerte musikalische Bildung kommt allen Schüler*innen zu Gute und schafft zudem ein Grundverständnis und ein Grundinteresse für Musik und den Wert von Musik sowie die kreative Leistung.
  • Forderungen: Einführung von musikalischen Förderprogrammen in Kindergärten und Vorschulen zur frühzeitigen Entwicklung musikalischer Fähigkeiten. Implementierung des Schulfachs Musik an allen allgemeinbildenden Schulen. Staatliche Förderung von (freien) Musikschulen und außerschulischen Musikprogrammen, besonders in sozial benachteiligten Gebieten. Bereitstellung angemessener Mittel für Musikinstrumente, Notenmaterial und technische Ausstattung in Schulen. Abbau bürokratischer Hürden und Öffnung für eine flexiblere Gestaltung von Anforderungen (freier) qualifizierter Musiklehrer*innen für den Einsatz an allgemeinbildenden Schulen.

These 3: Ohne musikalische Bildung gibt es keinen musikalischen Nachwuchs.

  • Begründung: Schulmusikunterricht und (ergänzend) Musikschulunterricht sind für angehende Musiker*innen und auch Fachkräfte unverzichtbar, da sie grundlegende Fähigkeiten wie Technik, Notenlesen und Rhythmus vermitteln und das musikalische Gehör schulen.
  • Forderungen: Die Bedeutsamkeit des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen und an (freien) Musikschulen muss gestärkt und ausgebaut werden. Es muss eine verpflichtende und umfassende musikalische Ausbildung in allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen eingeführt werden, um die Grundlagen für die Entwicklung zukünftiger Musiker*innen zu legen und den Fortbestand einer qualifizierten musikalischen Nachwuchsgeneration zu sichern.

These 4: Lehrendenfortbildung und -qualifizierung sind entscheidend für eine hochwertige musikalische Bildung.

  • Begründung: Qualifizierte und motivierte Musiklehrer*innen sind der Schlüssel zu einem effektiven und inspirierenden Musikunterricht. Fortbildungen helfen Lehrenden, ihre pädagogischen und fachlichen Kompetenzen zu erweitern.
  • Forderungen: Regelmäßige Fortbildungsangebote und angemessene Bezahlung für Musiklehrer*innen, um deren Motivation und Qualität des Unterrichts zu sichern. Änderung und Anpassung der Informationsangebote und Zulassungsvoraussetzungen (Reform) zum Lehramtsstudium Musik.

These 5: Technologische Innovationen können den Zugang zu musikalischer Bildung effizient und kostengünstig ergänzen.

  • Begründung: Digitale Tools und Online-Plattformen können den Musikunterricht interaktiver gestalten und den Zugang zu Bildung auch in abgelegenen Gebieten ermöglichen.
  • Forderungen: Investitionen in die Entwicklung und Verbreitung digitaler Bildungsressourcen sowie Schulung der Lehrenden im Einsatz neuer Technologien.

These 6: Musik machen trainiert das Gehirn bis ins hohe Alter.

  • Begründung: Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft sind Musik und musikalische Bildung auch ein gesamtvolkswirtschaftlicher Faktor, der Menschen im Alter länger gesund hält, besonders dann, wenn sie aus der Perspektive der Bevölkerungsgesundheit betrachtet werden. Musizieren hält fit. Senioren*innen, die Instrumente spielen oder singen, haben ein leistungsfähigeres Gehirn.
  • Forderungen: Förderung von Musikangeboten und -programmen für ältere Menschen, um deren geistige und körperliche Gesundheit zu unterstützen

These 7: Musikalische Bildung trägt zur kulturellen Vielfalt und Identitätsbildung bei.

  • Begründung: Musik ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität und fördert das Verständnis und die Wertschätzung verschiedener Kulturen. Sie stärkt das Gemeinschaftsgefühl und den interkulturellen Dialog, wodurch eine harmonische und vielfältige Gesellschaft entsteht.
  • Forderungen: Verstärke Investitionen, die eine breite Palette von Musikstilen und -kulturen abdecken, sowie Einbeziehung traditioneller und zeitgenössischer Musik in den Lehrplan, um die kulturelle Vielfalt zu fördern und die Identitätsbildung zu unterstützen.

These 8: Inklusion und Integration durch Musik fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

  • Begründung: Musik kennt keine Grenzen und keine Nationalitäten und ist ein wirksames Instrument zur Förderung von Inklusion und Integration. Aktives Musizieren stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert interkulturelle Verständigung.
  • Forderungen: Entwicklung und Förderung von Musikprojekten sowie die Unterstützung von Musikgruppen und -vereinen, die eine vielfältige und inklusive Mitgliedschaft fördern. Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für den Erhalt und Ausbau von kulturellen Begegnungsorten wie Clubs und Musikfachhandel.

These 9: Ausbau des KulturPasses um den Aspekt der musikalischen Bildung.

  • Begründung: Der KulturPass bietet jungen Erwachsenen die Möglichkeit, verschiedene kulturelle Angebote wahrzunehmen. Musik ist ein wesentlicher Bestandteil kultureller Bildung und Identitätsbildung. Ein erweiterter KulturPass, der auch Musikunterricht an (freien) Musikschulen umfasst, würde somit dazu beitragen, eine vielfältigere und inklusivere Kulturlandschaft zu schaffen und die kulturelle Teilhabe junger Menschen zu fördern.
  • Forderungen: Musikschulen und Musikschulunterricht sollten als Teil des KulturPasses anerkannt und gefördert werden, um den Zugang zur musikalischen Bildung für junge Erwachsene zu erweitern und die kulturelle Vielfalt zu stärken.

Maßnahmen zur Umsetzung
Um die musikalische Bildung und die Musikbranche umfassend zu fördern, sind mehrere Maßnahmen notwendig. Politische Unterstützung und ausreichende Finanzierung sichern die Entwicklung von Bildungsprogrammen und verankern den Musikunterricht fest im Bildungssystem. An Schulen sollte ein verpflichtender Musikunterricht von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II eingeführt und die Ausbildung der Musiklehrer*innen verbessert werden. Schulen benötigen ausreichende Musikinstrumente, Notenmaterial und technische Ausstattung sowie eine enge Zusammenarbeit mit (freien) Musikschulen und dem lokalen Musikfachhandel.

Die musikalische Früherziehung in Kindergärten und Vorschulen wird durch spezielle Programme und die Unterstützung von Familien gefördert. Außerschulische Angebote wie (freie) Musikschulen und Jugendzentren, Workshops im stationären Musikfachhandel müssen ausgebaut und finanziell unterstützt werden, ebenso wie Musikvereine und Initiativen durch Zuschüsse und die Bereitstellung von Proberäumen und Equipment. Musikalische Bildungsangebote sollten in kulturelle Programme und Veranstaltungen integriert werden.

Digitalisierung und Innovation in der musikalischen Bildung umfassen die Entwicklung digitaler Lernplattformen und die Integration neuer Medien und Technologien.

Fazit
Musik ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur, der Kreativität fördert und zur persönlichen Entwicklung sowie zur sozialen Kohäsion und interkulturellen Verständigung beiträgt. Die Musikbranche schafft zahlreiche Arbeitsplätze und trägt zur wirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Um die musikalische Bildung zu stärken, fordern wir verpflichtenden Musikunterricht in allen Schulformen, verbesserte Ausbildung für Musiklehrkräfte und eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Musikschulen und dem Musikfachhandel. Investitionen in musikalische Bildung sowie die Integration in Strategien zur Förderung der Kreativwirtschaft sind notwendig. Die Fête de la Musique am 21. Juni sollte als nationales Kulturereignis gefördert werden, um die Vielfalt der Musiklandschaft zu feiern und junge Talente sichtbar zu machen. Zusätzlich soll der KulturPass um das Feld des Musikunterrichts erweitert werden, um den Zugang zur musikalischen Bildung für alle zu verbessern. Über dies hinaus besteht seitens der Musikwirtschaft ein sehr großes Interesse daran, (musikalische) Bildung – wie in der Schweiz bereits umgesetzt – als als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern. Sie fördert die kulturelle Daseinsvorsorge und stärkt die öffentliche Debatte über die Rolle der Kultur in der Gesellschaft. Dies ist notwendig, um die kulturelle und bildungspolitische Infrastruktur nachhaltig zu sichern. Das Recht auf Bildung gilt als eigenständiges kulturelles Menschenrecht und ist ein zentrales Instrument, um die Verwirklichung anderer Menschenrechte zu fördern.

Berlin, im Juni 2024

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